Blick durch den Vorhang

Blick durch den Vorhang

Seit ein paar Monaten ist der Stadt-Land-Graben im Kanton Bern wieder zum Thema geworden. Bei den kantonalen Wahlen geht es aber darum, Menschen zu wählen, die nach Lösungen für den ganzen Kanton Bern zu suchen.

In einem Interview wurde ich kürzlich gefragt, ob ich den Stadt-Land-Graben auch im Kanton Bern spüre. Eigentlich nicht. Ich stelle eher einen Stadt-Land-Vorhang fest, wie das die Romands bezüglich des Rösti-Grabens (rideau de Rösti) sagen.
Je nachdem, ob wir auf dem Land, in der Agglo oder in der Stadt wohnen, leben wir in verschiedenen Lebenswelten, die durch Vorhänge getrennt sind. Deshalb sehen wir manchmal nicht so klar, was die an-
deren bewegt bzw. wo sie der Schuh drückt. In der Pandemie hat sich dieses Phänomen eher verstärkt, dass wir es tendenziell vermeiden, bewusst andere Lebenswelten kennenzulernen.
Im Grossen Rat selbst hingegen könnten wir gar nicht zusammen funktionieren, wenn wir nicht immer wieder hinter die Vorhänge blickten. Um Mehrheiten zu bilden beziehungsweise Lösungen für Probleme zu finden, müssen wir einander zu verstehen suchen. Zum Werkzeug der meisten Parlamentarierinnen
und Parlamentarier gehört deshalb auch die Neugier auf Menschen mit anderen Hintergründen.
Ich persönlich erkenne mich nach achtjähriger Tätigkeit im Grossen Rat als privilegiert, dass ich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ecken des Kantons Bern kennenlernen durfte. Ich komme mit Bauern über ihre Produkte ins Gespräch, unterhalte mich mit den «Hölzigen», die in irgendeiner Form in der Wertschöpfungskette Holz tätig sind, oder erfahre, was eine andere Kollegin antreibt,ein politisches Ziel zu verfolgen, das mir völlig gegen den Strich geht.
Ich hoffe sehr, dass ich auch nach den Wahlen vom 27. März Teil des Grossen Rates sein und mithelfen darf, durch Vorhänge zu blicken und – wenn es denn sein muss – sogar Grä-
ben zu überbrücken.
Wir alle haben es in der Hand, Parteien und Personen zu wählen, die für den Zusammenhalt des Kantons Bern einstehen wollen. Danke für Ihre Stimmen für die EVP, die sich eine solide und konstruktive Politik auf die Fahne geschrieben hat.