Eine starke Gemeinde als Argument gegen Druck von oben

Eine starke Gemeinde als Argument gegen Druck von oben

An einer Weiterbildung habe ich einen Einwohner aus dem Kanton Glarus getroffen. Ich kam natürlich nicht umhin, ihn zu fragen, wie er denn die Fusion von Glarus inzwischen beurteile. Klar sei es anfangs eine Umstellung gewesen. Langfristig hätten einzelne Dörfer und ihre Infrastruktur aber nicht bestehen können, alles in allem sei es positiv. Einige Gemeinden mussten Kompromisse eingehen, alte Vorstellungen loslassen, es habe sich aber insgesamt gelohnt.

Auch wir haben in unserem möglichen Fusionsgebilde Gemeinden, die langfristig auf die Zugehörigkeit und das Eingebundensein in eine andere Gemeinde angewiesen sind. Sonderlinge sind wir deshalb aber nicht: Zwischen 1850 und 1990 hat die Zahl der Gemeinden in der Schweiz um 178 auf 3027 abgenommen. Seither hat sich das Tempo merklich beschleunigt: Bis im Jahr 2030 könnten es 1000 Gemeinden weniger und damit nur noch 2000 sein.

 

Ich verstehe die Angst vor der sinkenden Identität mit dem eigenen Dorf, der steigenden Anonymität und vor der grösseren Distanz zu allgemeinen Gemeindestellen wie auch zwischen der Bevölkerung und dem Gemeinderat. Doch wir gewinnen auch viel, zum Beispiel Effizienz und Professionalität. In verschiedenen Dörfern war es schwierig, genügend Behördenmitglieder zu finden. Wahlen mit Auswahl finden kaum mehr statt, man ist froh, so viele Kandidierende zu haben wie Sitze zu besetzen sind. Punkto Vertretung der einzelnen Gemeinden wird man Lösungen finden. Ich glaube auch nicht, dass ein Bad wie Oerlingen nur deshalb saniert werden konnte, weil im Gemeinderat eine Oerlingerin ist. Grössere Gemeinden bieten Gewähr für professionelle Abläufe.

 

Last but not least: Haben Sie vor ein paar Monaten auch von einer möglichen Zusammenlegung des Bezirks Winterthur mit dem Bezirk Andelfingen gehört? Soweit ist es (noch) nicht. Aber der Druck auf ein solch grosses Gebilde dürfte abnehmen mit grösseren autonomen Gemeinden. Jetzt können wir Ja sagen zu einer starken Gemeinde und sie mitgestalten. Ich sehe in der Fusion die Chance, in „grösseren Räumen“ zu denken und bin überzeugt, dass die guten Vorarbeiten diesen Fusions-Prozess gelingen lassen werden. Auch in der fusionierten Gemeinde Andelfingen bleiben eine Humlikerin eine Humlikerin, ein Kleinandelfinger ein Kleinandelfinger und eine Thalheimerin eine Thalheimerin, so wie bis jetzt ein Altemer Altemer geblieben ist und eine Wülflingerin eine Wülflingerin bleibt, obwohl der Stadtteil seit 1921 eingemeindet ist.

Christina Furrer
EVP Bezirk Andelfingen